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ZUKUNFT der documenta:
documenta-ChefIn für 2012 gesucht –
Zur vorläufigen UNREFORMIERBARKEIT der documenta-Institution

Sechs Monate nach der jüngsten documenta ist in Kassel bereits der Startschuss für die nächste „Weltkunstausstellung" im Jahre 2012 gefallen

Die documenta 13 findet vom 09. 06. bis 16. 09. 2012 in Kassel statt.

Kurze VORBEMERKUNG: Offizieller Veranstalter und Träger der documenta ist die „documenta und Museum Fridericianum Veranstaltungs GmbH”. Eine Findungskommission wählt im Vorfeld einen künstlerischen Leiter (1997 war dies erstmals eine Frau). Diese Kuratoren entwickeln alleinverantwortlich das Konzept für ihre Ausstellung und bestimmen die jeweils meist weit mehr als hundert KünstlerInnen. Finanziert wird die Ausstellung vom Land Hessen und der Stadt Kassel mit jeweils 3,5 Millionen Euro. Der Bund fördert die documenta über die Kulturstiftung des Bundes ebenfalls mit inzwischen 3,5 Millionen Euro. Anteil an der Realisierung der Ausstellung haben aber auch private Sponsoren und Förderer. Mehr als die Hälfte des Budgets muss die documenta durch eigene Einnahmen erwirtschaften.

Zur d12 wurde Bundespräsident Horst KÖHLER als "Erster Gast" der documenta 12 im Beisein von Kulturstaatsminister Bernd NEUMANN und weiteren hochrangigen Teilnehmern durch Ministerpräsident Roland KOCH begrüßt. NEUMANN meinte: „Die documenta ist und bleibt ein weltweit anerkannter Seismograph der zeitgenössischen Kunst". Der finanzielle Beitrag des Bundes sei auch auf das hohe Ansehen zurückzuführen, das die documenta heute national wie international genießt, so der Staatsminister. „Exotischster Kunsterfahrungsraum“ sei „sicherlich das Restaurant ‚elBulli’ in Spanien, in dem der Koch Ferrán Adrià Ausstellungsbesuchern einen Tisch reserviert hat“, lobt die BUNDESREGIERUNG die d12-Macher (BUERGELIADE; zit. nach www.bundesregierung.de).

Die (neue) Staatsministerin (Soziales / Wissenschaft und Kunst) Silke LAUTENSCHLÄGER teilte über das www in „Wissenschafts- und Kulturland Hessen“ im Frühjahr 2008 folgendes mit:

Die Documenta 13 findet zwar erst 2012 statt. Doch schon jetzt haben die ersten Vorbereitungen begonnen. So stellte Bernd LEIFELD, Geschäftsführer der documenta und Museum Fridericianum Veranstaltungs-GmbH, die internationale Findungskommission zur Wahl der Künstlerischen Leitung der documenta vor. Die von der Findungskommission vorgeschlagene Künstlerische Leitung wird vom AUFSICHTSRAT der documenta und Museum Fridericianum Veranstaltungs-GmbH gewählt. Dem AUFSICHTSRAT gehören 5 VertreterInnen des Landes Hessen, 5 VertreterInnen der Stadt Kassel und 2 VertreterInnen der Kulturstiftung des Bundes an.

Die Personen der internationalen neunköpfige Findungskommission zur Wahl der Künstlerischen Leitung der documenta 13 wurden von Bernd LEIFELD, Geschäftsführer der documenta und Museum Fridericianum Veranstaltungs-GmbH, zusammen mit einem Bild von der Jury in den Medien öffentlich vorgestellt.

"Die d13 hat heute begonnen. Diese neun Experten von fünf Kontinenten sollen einen Ausstellungsmacher bestimmen, der der nächsten documenta wieder seinen persönlichen Stempel aufdrücken wird", sagte documenta-Geschäftsführer Bernd LEIFELD. Es bleibe die Besonderheit der „Institution documenta", dass jeder Ausstellungsmacher seine eigene Ausstellung definiere. Bei dem ersten Treffen sei es zunächst nur darum gegangen, über die Auswahlkriterien zu diskutieren, erläuterte der Geschäftsführer. Vorgaben bei der Suche nach einem neuen Chef gebe es nicht. Dpa meldete zur Findung der Findungskommission, dass documenta-Geschäftsführer Bernd Leifeld gesagt habe: „Es sind versierte Fachleute, und deshalb können wir für Ende des Jahres ein Ergebnis erwarten". Die kunstpolitisch bedeutsame Frage, wer eigentlich die Findungskommission bestellt (ausgesucht) hat, wurde durch Medienleute (von dpa oder hr z.B.) bisher nicht hinterfragt. (Hierzu weiter unten aber die Antwort.)

Laut hna wurden beim ersten Treffen der FINDUNGSKOMMISSION nur die Kriterien für die Auswahl des nächsten documenta-Leiters erörtert: "Namen wurden noch nicht genannt." Und falls beim Fototermin doch Namen fallen sollten, ergänzte LEIFELD, dann bewusst, um die Medien in die Irre zu führen. Bei einem Treffen im Sommer würden mehrere Kandidaten benannt, die ein schriftliches Konzept für die d 13 erarbeiten und dieses später mit den Experten diskutieren sollten. Danach legt sich die Kommission auf einen Kandidaten fest. Nach LEIFELDs Worten soll der künstlerische Leiter der Documenta 13 bereits zum 1. Januar 2009 seine Arbeit aufnehmen.

Der FINDUNGSKOMMISSION gehören folgende Mitglieder an:

  • Joseph Backstein - Direktor Institute of Contemporary Art Moscow, Künstlerischer Leiter State Centre for Museums and Exhibitions «Rosizo», Moskau Biennale 2007
  • Manuel J. Borja-Villel - Direktor Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia Madrid (vorher Direktor MACBA Barcelona)
  • Kathy Halbreich - Stellvertretende Direktorin Museum of Modern Art New York (vorher Direktorin Walker Art Center, Minneapolis, Minnesota)
  • Paulo Herkenhoff - Freier Kurator (vorher Direktor Museu Nacional Belas Artes Rio, Co-Kurator MoMa New York, Direktor der Sao Paulo Biennale 1998)
  • Oscar Ho - Direktor MA Programme in Cultural Management, Chinese University of Hong Kong (vorher Ausstellungsdirektor Hong Kong Arts Centre und Gründungsdirektor Museum of Contemporary Art Shanghai)
  • Udo Kittelmann - Direktor Museum für Moderne Kunst Frankfurt / Main (vorher Direktor Kölnischer Kunstverein und 2001 Kommissar des Deutschen Pavillons auf der Biennale in Venedig)
  • Kasper König - Direktor Museum Ludwig, Köln (vorher Direktor Portikus und Professor Städelschule Frankfurt/Main)
  • Elizabeth Ann Macgregor - Direktorin Museum of Contemporary Art Sydney (vorher Direktorin Ikon Gallery Birmingham)
  • Rein Wolfs - Künstlerischer Leiter der Kunsthalle Fridericianum Kassel (vorher Museum Boijmans Van Beuningen Rotterdam) 

Oberbürgermeister Bertram HILGEN äußerte sich als Aufsichtsratsvorsitzender der documenta und Museum Fridericianum Veranstaltungs-GmbH zur Arbeit der Findungskommission: "Bereits vier Jahre vor Beginn werden mit dem Treffen der Findungskommission die Weichen für die documenta 13 im Jahr 2012 gestellt. Die Findungskommission, die sich aus hochkarätigen Fachleuten aus dem In- und Ausland zusammensetzt, macht dem Aufsichtsrat der documenta und Museum Fridericianum Veranstaltungs GmbH einen Vorschlag für die künstlerische Leitung der nächsten documenta. In der Vergangenheit ist der Aufsichtsrat immer gut gefahren, dem Vorschlag der Findungskommission zu folgen, wie man zuletzt auch bei der Berufung des künstlerischen Leiters der documenta12, Roger M. BUERGEL, gesehen hat."

Nach Angaben des Documenta-Geschäftsführers wird die Gruppe aus „Kuratoren und Museumsdirektoren von Weltrang und aus der ganzen Welt bestehen“. Auf jeden Fall würden keine Politiker oder Journalisten und auch keine Galleristen oder frühere Documenta-Leiter in das Gremium berufen. Bei der Suche nach dem künftigen Leiter habe die Kommission keinerlei Vorgaben: „Ob Mann oder Frau, Europäer oder nicht; es kommt allein auf die Qualität an.“ Es werde aber „eine Einzelperson“ gesucht. Der letzte Documenta-Leiter, Roger M. BUERGEL, war meist mit seiner Frau aufgetreten und hatte sie auch zur „Kuratorin“ ernennen lassen. Üblicherweise ist das Amt des Documenta-Leiters das des Kurators. Dass R.M.B. seine „eigene Frau zur Chef-Kuratorin mit absoluter Vollmacht gemacht“ hat (Ruth NOACK), habe mit „Abbau der Moral“ zu tun, kritisierte Bazon BROCK in einem Total-Verriss. Das „Eigene-zur-Geltung-bringen“ gehe nicht an, „man muss haftbar sein, man muss selber für die Folgen aufkommen, so wie jeder kleine Galerist“ – der d12 fehle „Verantwortungsbewusstsein“
(mehr: dradio am 18.06.07).

Der HR kommentierte zur Wahl der neuen FINDUNGSKOMMISSION: Einige der neun Kommissionsmitglieder haben bereits bei früheren documentas die Leiter mitbestimmt. Diese Tatsache könnte bedeuten, dass sich gegenüber den letzten vier Negativ-documentas wieder wenig bezüglich d-REFORM ändern könnte. Kasper KÖNIG war selbst einmal im Gespräch als documenta-Chef und kommentierte seine Berufung als Mitglied lakonisch: "Ich war hier schon zweimal Verlierer."

Erste Aufgabe der neun Sachverständigen wird es sein, die KRITERIEN zu bestimmen, nach denen der neue documenta-Leiter ausgesucht werden soll. Namen sollen jetzt noch nicht in die Runde geworfen werden. Dies geschieht erst in einer zweiten Sitzung im Sommer.

Der HR meinte zur documenta13 auch: „Die weltweit wichtigste Ausstellung moderner Kunst erzeugt internationale Aufmerksamkeit. Eine einhellige Meinung über die jeweilige Ausgabe wurde nie erreicht. Lob für und Kritik am Leiter, seinem Konzept und der Auswahl der Künstler gehören zur documenta, wie die Schau selbst zu Kassel gehört.“ Die Agentur dpa/lhe betonte: „Der künstlerische Leiter wechselt von Schau zu Schau, Experten betrachten das als ein Erfolgsrezept der documenta. Die Ausstellung hat ihre Zuschauerzahlen bislang stets gesteigert, aus der Szene gab es gerade bei den letzten Schauen allerdings auch deutliche Kritik.“ (Hervorhebung W.H.)

Ist die documenta reformierbar?

„Der Staat schützt und fördert die KULTUR“?!

Es bedarf dieser Klausel für die KULTUR im GG der BRD. Der Rechts- und Sozialstaat definiert sich endlich auch als KULTUR-Staat. Durch das Bekenntnis des Staates BRD zur KULTUR wird die KULTUR aufgewertet und bei der politischen Auseinandersetzung um Fördermittel gegenüber anderen Aufgaben gestärkt. Für Prof. Dr. Friedhelm HUFEN - Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Staats- und  Verwaltungsrecht - istmit dem Staatsziel KULTUR „keine unmittelbare Anspruchswirkung“ gegeben, aber man habe „eine Wirkung eben als Ziel. Die Formulierung 'schützt und fördert' ist ein Auftrag, ist ein Pflegeauftrag für die Kultur, und da gibt es auch ganz andere Kräfte in dieser Gesellschaft, die ihre Ziele haben, aber die Künstler und Kulturschaffenden werden hier in diesem Sinne gestärkt" (www.dradio.de/dkultur 2007). Zu HUFENs Stellungnahme als Sachverständiger zum Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Staatsziel KULTUR) vgl. www.bundestag.de (2007). Gut, dass eine Bundestags-Mehrheit – gestützt durch die Enquetekommission KULTUR – das „Staatsziel KULTUR“ ins GG aufnehmen will. Zum „FALL documenta“ kritisierte Hufen: „Muss Kunst monokratisch sein? Der Fall documenta“, in NJW, 17/1997 S. 1177ff.

(Werner Hahn in www.faz.net am 11.06.08.)

Über ein „Verrisse-Mahnmal“ erhoffte sich der Autor dieses Beitrags eine REFORM DER DOCUMENTA, was – wie oben ersichtlich – vorerst nicht gelungen ist.

Unter folgendem Titel veröffentlichte Hahn einen Artikel im HNA-Blog am 13. Dezember 2007 (abgelegt unter: Vermischtes):

MAHNMAL der 101 documenta-Verrisse zur Landtagswahl in Hessen 2008: Änderung der KUNST-Politik ist gefragt! Documenta-REFORM – Stillstand überwinden!

MAHNMALE als Denkmale in engerem Sinn sind künstlerisch gestaltete Objekte, die mit dem Ziel geschaffen wurden, an ein geschichtliches Ereignis (historische Personen, Gruppen) über die Zeiten hinweg öffentlich zu erinnern.

Durch seine öffentliche Präsenz will das VERRISSE-MAHNMAL mahnend an das negative historische Ereignis documenta 12 erinnern. Im Betrachter (Leser) sollen die 101 Verrisse Betroffenheit erzeugen und das Erinnern über die Generationen hinweg tradieren.

Bestandteil der Einheit des „101-Verrisse-Mahnmal“ (erinnernd an das 3 Millionen Euro teure d12-Neo-Readymade „Fairytale“ mit 1001 Chinesen von Ai Wie Wei) ist zunächst auch das vierte documenta-kritische 184-Seiten-Buch des Autors mit aktuellen Essays zur Documenta-Demokratisierung:

„Documenta-Demokratisierung: Wege zu einer Hessischen documenta Akademie mit d12-Kritik“ (ISBN13  978-3-9804460-5-1)

Bewusst erinnert das MAHNMAL der 101 Verrisse aber auch an die Kritik in drei weiteren (früheren) Büchern zur documenta-Reform des Autors, deren Titel offenbaren, um was es dem Autor seit 1992 geht:

Vor 15 Jahren (1992) legte Hahn zur documenta 9 seine erste documenta-Publikation (dB1) „Documenta IX – Willkür statt Kunstfreiheit!?: Eine Streitschrift zur Demokratisierung staatlicher Kunstförderung“ vor. (Seit 1995 im ART & SCIENCE-Verlag Gladenbach – ISBN13: 3-978—3-9804460-1-3.)

1996 erst wurde der FALL DOCUMENTA in der Hauptsache vor dem Verwaltungsgericht in Kassel erstinstanzlich verhandelt und entschieden. Die Klage verfehlte jedoch Hahns Ziel zur Änderung des Gesellschaftvertrages der documenta: „Ein Künstler hat keinen Anspruch auf Schaffung eines bestimmten Vergabeverfahrens dahingehend, dass über den Zugang von Künstlern zur documenta in einem demokratischen und pluralistischen Auswahlsystem entschieden wird.“ (Vgl. Leitsatz in der Neuen Juristischen Wochenschrift (NJW ) 17/1997, S. 1177.)

In dem Band „Documenta vor Gericht : Eine Initiative zur Reform des staatlichen Kunstbetriebs“ (Gladenbach : Art & Science, 1997; ISBN13: 978-3-9804460-3-7) wurden die Rechtschutzverfahren vor den Zivilgerichten – Landgericht Kassel und Oberlandesgericht Frankfurt – von Hahn ausführlich dargestellt und kritisiert.

Zum FALL DOCUMENTA kritisierte Prof. Dr. Friedhelm Hufen (Universität Mainz) in der renommierten NJW den Kasseler VG-Gerichtsbescheid („Muss Kunst monokratisch sein? Der Fall documenta“; vgl. NJW 17/1997 S.1112-1114 und Buch-Essays; auch NJW 22/1993). Am Beispiel documenta 11 wurde 2002 mit dB3 („Fall Documenta: Kampf für Kunstfeiheitsgarantie und Willkürverbot“; ISBN13: 3-978-3-9804460-4-4) ein ”work in progress”-Band als „Justiz-Art“-Werk vorgelegt. Werner Hahns Kampf für Kunstfreiheit und Willkürverbot im Kunstbetrieb fand in dB4 seine Fortsetzung: Die BUERGELiade 2007 scheiterte – wie zu erwarten war (siehe „Tagebuch“-Texte S. 108 ff. und d12-Verrisse S. 166 ff. sowie Essays). Das im Buch entwickelte HdA-Modell (S. 53 ff.) liegt zur Zeit der Fachabteilung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst zur Prüfung vor; radikale DOCUMENTA-Erneuerungen sind vonnöten.

Als KULTUR-Denkmal (Erinnerungs-Mahnmal) im Denkmal (Verrisse-Mahnmal) sollen die vielfältigen Materialien der 4 Bücher samt Hufens NJW-Aufsatz als Quellen und Zeugnisse menschlicher Geschichte und Entwicklung der dringend erforderlichen Documenta-Reform dienen:

Monumente zur Erinnerung an die misslungene documenta 12 (BUERGELiade) – „memorial“ gegen die Willkür im staatlich geförderten Kunstbetrieb.

Ziel-Richtung: „Förderung des allgemein Besten auf geistig-kulturellem Gebiet“ (so der documenta12-Gesellschaftsvertrag).

Im Internet finden sich seit 19. Juni 2007 unter www.BLOG.HNA.de heftige Verrisse der BUERGELiade (ebenda z. Zt. über 101 „Verrisse“ in Auszügen; BLOG anklicken und nur das Wort „Verrisse“ in die SUCHEN-Maske eingeben oder auch „documenta“ bzw. „Kultur“ und „Werner Hahn“):

Die Titel der 101-Verrisse-Dokumentation

(MAHNMAL zwecks erforderlicher Documenta-REFORM im Hinblick auf die documenta 13 – Juni 2012):

1. „DOCUMENTA-DEMOKRATISIERUNG tut not: documenta12-Verrisse“

2. „Documenta am Ende: Verrisse zur gescheiterten documenta 12 – Teil 2. Schönfärberei und Kritikerschelte („Lynchmob“, „Rülpswettbewerb“) durch den BUERGELiade-Chef“.

Hierzu auch mehr in der Homepage des Autors: d-Materialien und Links und Infos zur DOCUMENTA-DEMOKRATISIERUNG !

Mit BRIEFEN wandte sich der Autor öffentlich an die führenden Landtagsabgeordneten im Landtagswahlkampf 2007/2008; hier die Frage an DIE GRÜNEN (vgl. www.hr-online.de )

Werner Hahn am 21.01.2008 12:12
Sehr geehrter Herr Al-Wazir! Sollten die GRÜNEN zusammen mit der SPD eine Koalition bilden können, werden Sie mit der Frage konfrontiert, wie es mit der documenta-KUNST-Politik in Hessen weitergehen soll: Es gibt kritische unabhängige Stimmen, die die privatrechtlich organisierte documenta-Institution für nicht mehr zeitgemäß halten; die nach dem negativen d12-Medienecho für eine Abschaffung der documenta auch wegen verfehlter Subventionspolitik von Land Hessen, Stadt Kassel und Bund plädieren. Nach „niederschmetterndsten Kritiken aus dem In- und Ausland“ (FAZ-Fazit) empfiehlt sich laut SZ: „Kassel muss sich ein neues Kuratoren-Konzept ausdenken.“ Über Kultur- und Kunst-Politik wird im Landtagswahlkampf leider aber nicht diskutiert; siehe z. B. das 90 Minuten dauernde hr-TV-Duell Koch/Ypsilanti. Würden die GRÜNEN nach dem kläglichen Scheitern der BUERGELiade der documenta eine neue Chance geben? Wie könnte - Ihrer Meinung nach - der „ruinierte“ Ruf (so der hr, Kritiker Schmitz) der documenta  korrigiert werden? Zur Glaubwürdigkeit von Politik gehört es, dafür zu sorgen, dass mit staatlichem Geld nicht falsch umgegangen wird (siehe „Alles-ist-erlaubt-d12“ statt „Beste Gegenwarts-KUNST-documenta“). Ein Rezept für eine neue documenta-KUNST-Politik mit einem realistischen und unideologischen REFORM-Vorschlag existiert: Zur Debatte steht im Internet ein anklagendes „MAHNMAL der 101 documenta-Verrisse zur Landtagswahl in Hessen 2008: Änderung der KUNST-Politik ist gefragt! Documenta-REFORM – Stillstand überwinden!“ Mit dem konstruktiven Reform-Modell-Vorschlag: „Hessische documenta Akademie“. Was werden Sie persönlich Herr Al Wazir und die GRÜNEN-KollegInnen - zusammen evtl. mit Herrn OB Hilgen Kassel (SPD) und Frau Ypsilanti - NACH der Wahl für eine Reform tun?

Eine analoge Frage stellte ich CDU, FDP und der SPD; hier die HR Frage:

Werner Hahn am 22.01.2008 13:37
Sehr geehrter Frau Ypsilanti!

KUNST ist eines Ihrer Hobbys! Über den hr hatte ich Ihnen zum TV-Duell schon einmal meine Frage gestellt, die aber nicht berücksichtigt worden ist. Über Kultur- und Kunst-Politik wird im Landtagswahlkampf leider nicht diskutiert; Desinteresse? – fehlende Problemlösungskompetenz? – keine mobilisierende Wirkung? Berichtet wird im (…)

Über www.kandidatenwatch.de stellte ich an Frau SORGE (DIE GRÜNEN) die Fragen analog: Sehr geehrter Frau Sorge! In Sachen Wissenschaft und Kultur sind Sie als Sprecherin der GRÜNEN der richtige Ansprechpartner (…) Hier die (unbefriedigende) Antwort der Landtagsabgeordneten:

Sehr geehrter Herr Hahn,

die documenta ist die weltweit bedeutendste Ausstellung für zeitgenössische Kunst - und ich denke, dass jede Hessin und jeder Hesse stolz darauf sein sollte, dass sie bei uns in Kassel stattfindet. Alle fünf Jahre lang ist Kassel für 100 Tage für Kunst- und Kulturinteressierte der Nabel der Welt. Die letzte documenta unter Herrn Buergel war künstlerisch umstritten und wurde teilweise verrissen - ich finde das aber nicht schlimm, denn das Anecken von Kunst gehört gerade zur zeitgenössischen Kunst wie das Amen in der Kirche. Unter GRÜNER Regierungsverantwortung wird die documenta selbstverständlich weitergeführt und weiter finanziert. Mit freundlichen Grüßen Sarah Sorge

Die über www.kandidatenwatch.de an die FDP-Fraktion im Hessischen Landtag ( ) gestellte Frage zur gleichen Sache hat Jörg-Uwe HAHN so beantwortet:

Sehr geehrter Herr Hahn,

vielen Dank für Ihre Anfrage zu einer möglichen documenta-Reform. Grundsätzlich darf die documenta mit ihrem Konzept als voller Erfolg angesehen werden. Künstlerisch möchte ich als Politiker die documenta 12 nicht bewerten. Zu Ihrer Frage einer Reform nehme ich Bezug auf Ihr ausführliches Telefonat mit Herrn Sven-G. Schellberg, dem zuständigen Referenten meiner Fraktion, vom 12. Dezember 2007 sowie den Brief und eMail-Wechsel zwischen Ihnen vom 14. und 17. Dezember 2007. Wegen des Umfangs der von Ihnen zugesandten Unterlagen (inklusive des Buches umfasste das Unterlagenkonvolut mehrere 100 Seiten) hatten Sie verabredet, dass wir nach ausführlicher Prüfung, voraussichtlich im März, unaufgefordert auf Sie zurückkommen.
Ich sehe keine Veranlassung, hiervon abzuweichen; im Besonderen verstehe ich nicht, warum Sie bei der Komplexität des Themas jetzt eine schnelle Antwort über www.kandidatenwatch.de erbitten. Einzig möchte ich Ihnen in aller Kürze mitteilen, dass wir uns hinsichtlich der documenta folgende Pläne vorgenommen haben, die sie teilweise ja auch ansprechen. Wir möchten gerne die Idee einer documenta-Akademie ebenso weiterverfolgen, wie die eines documenta-Archivs. Außerdem meinen wir, die Ausstellung müsste gefördert, aber auch genutzt werden, indem sie kulturtouristisch besser vermarktet wird. Mit freundlichen Grüßen Jörg-Uwe Hahn

Die FDP-Fraktion im Hessischen Landtag hat auf die gestellten Fragen – wie Jörg-Uwe HAHN es versprochen hat – schriftlich, ohne auszuweichen - so geantwortet (Herr Sven-Gerrit SCHELLBERG am 06.03.08):

 „(…) Dank für Ihre Unterlagen, die ich mit großem Interesse gelesen habe. (…) Indes kann ich mich nach ausführlicher Lektüre Ihrer Unterlagen wie auch der in der NJW veröffentlichten Urteile und des Aufsatzes von Prof. Hufen Ihrer Forderung einer „documenta Demokratisierung“, nicht anschließen. Ich hatte Ihnen bereits mitgeteilt, dass die Politik sich meines Erachtens künstlerische Kritik nicht anmaßen darf. Mir als Referent steht das erst recht nicht zu.In erster Linie habe ich Sie allerdings so verstanden, dass Sie sich – auch um der künstlerischen Qualität willen – dafür einsetzen, die künstlerische Konzipierung und mithin die Entscheidung über die Aufnahme einzelner Künstler beziehungsweise Kunstkategorien und Kunstobjekte in die Hände pluralistischer Gremien zu legen. Indes meine ich, dass es sinnvoll ist auch einmal auf staatliche Strukturen und Regulierungen zu verzichten. Erstens macht es die Individualität der einzelnen documenta-Ausstellungen aus, dass sie jeweils durch einen Ausstellungsleiter geprägt werden. Zweitens meine ich, dass hierdurch eine gewisse inhaltliche Kohärenz sichergestellt wird. Drittens dürften auch Praktikabilitätsgründe für das derzeit praktizierte Modell sprechen. Die Bildung mehrerer Gremien dürfte meines Erachtens zu langwierigen Entscheidungsprozessen führen. Die Erfahrung lehrt, dass damit auch die Gefahr des Einflusses sach- beziehungsweise kunstfremder Erwägungen auf die Einzelentscheidungen verbunden ist. (..) Trotzdem bedanke ich mich im Namen der FDP-Fraktion noch einmal sehr herzlich für Ihre Anregungen. Für die Zukunft wünsche ich Ihnen alles Gute.“

Die über www.kandidatenwatch.de an die CDU (den Abgeordneten Dr. Christian WAGNER) sowie die SPD (die Abgeordnete Andrea YPSILANTI) gerichteten Fragen zur DOCUMENTA-REFORM blieben bis heute (leider) unbeantwortet.

Das HESSISCHE MINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST antwortete auf entsprechende Fragen am 15. Mai wie folgt (Bearbeiter Herr Dr. ARZBERGER „im Auftrag“ von Günter SCHMITTECKERT wie folgt (AZ: -IV3B- 780/19.001-(0019):

„Sehr geehrter Herr Hahn, wie schon bei unserem Telefongespräch ausführlicher erörtert, möchte ich Ihnen auch auf diesem Wege für die umfangeichen Unterlagen danken, die sie unserem Hause zum Thema „documenta“ übermittelt haben, insbesondere für die Übersendung des Buches „Documenta - Demokratisierung. Wege zu einer Hessischen documenta Akademie mit d 12 - Kritik“. Ich bin sicher, dass Ihre Überlegungen Eingang in die seit Jahrzehnten geführte Diskussion über die Zukunft der documenta finden werden.“

PS: In den Telephonaten mit den für KUNST im Ministerium zuständigen Herren ARZBERGER & SCHMITTECHERT wurde mir endlich die Frage beantwortet, wer die internationale neunköpfige Findungskommission zur Wahl der Künstlerischen Leitung der documenta 13 ausgesucht hat: Es handelt sich um eine - „FINDUNGSKOMMISSION“ genannte – Gruppe: bestehend aus führenden Politikern (LandHessen/Stadt Kassel als „Gesellschafter“ (Stockholders) mit Kunst-Staatsminister Udo CORTS, Bertram HILGEN u.a.m.; vgl. Aufsichtsratsmitglieder der documenta 12 (siehe „Appendix“ zu „DOCUMENTA MAGAZINE“ 2007 – mit FARENHOLTZ, VÖLCKERS (Kulturstiftung des Bundes). Die primäre „FINDUNGSKOMMISSION“ wurde nach dem Etablieren der sekundären „FINDUNGSKOMMISSION“ (neunköpfig) „aufgelöst“!     

EPILOG/Nachwort
 
„Hessische Verhältnisse“ zur documenta 13 und der Wille zur QUALITÄT

Passend zum politischen Chaos, das seit der Landtagswahl Ende Januar 2008 in Hessen derzeit herrscht, meldete sich die private documenta-Institution mit Monopol-Stellung zu Wort: Ihr Geschäftsführer präsentiert nach dem noch unverdauten d12-Scheitern rasch eine (sekundäre) „Findungskommission“ zur documenta 13 (siehe oben). Die ernannte 9-köpfige Gruppe (mit 2 Damen, 7 Herren) aus „Kuratoren und Museumsdirektoren von Weltrang und aus der ganzen Welt“ sollte zur d13 nicht aus Politikern, Journalisten, Galeristen oder früheren Documenta-Leitern bestehen, sagte der frühere Schauspieldirektor und Theaterintendant LEIFELD. Dass es „allein auf die Qualität“ bei der Berufung ankomme, behauptete der Geschäftsführer auch schon 2003, als der weithin unbekannte Roger M. BUERGEL  (nach der DAVID-d10 und ENWEZOR-d11 – beide hatten ebenfalls die Erwartungen nicht erfüllt) zum d12-Chef gekürt worden ist. Zum Scheitern der d12: beweiskräftiges „MAHNMAL der 101 VERRISSE“ GOOGELN! Anstatt die aktuelle Welt-KUNSTszene zu spiegeln, waren d10, d11 und d12 mit subjektiven Weltbildern politisch gemeint. Und auf die Qualitätsfrage wollten sich deren "Kuratoren" nicht einlassen; über den Stand der Bildenden KUNST wurde nicht informiert. Die jeweils übernommene Aufgabe: „Förderung des allgemein Besten auf geistig-kulturellem Gebiet“ (so der documenta-Gesellschaftsvertrag) wurde überhaupt nicht erfüllt (vgl. z. B. Adrià-Beispiel zur BUERGELiade).

Der unlängst zurückgetretene KUNST-Minister Udo CORTS (CDU), Mitglied des documenta-Aufsichtsrats, wurde 2003 bei der Vorstellung von R.M. Buergel mit einer Torte beworfen und dann unter Polizeischutz aus dem Saal geführt. Kunstschaffende haben es derzeit mit Sozialministerin Silke LAUTENSCHLÄGER zu tun, die sich in ihrer Doppelrolle momentan in das Ressort für Wissenschaft und Kunst „geschäftsführend“ einarbeiten muss. Wie Ministerpräsident KOCH (CDU), der ohne Mehrheit höchstens ein Jahr geschäftsführend im Amt sein will, ist Herr LEIFELD eingeschränkt handlungsfähig, denn der Geschäftsführer bleibt (laut Vertrag) höchstens bis Ende 2010 im Amt. Die documenta 13 – eine Ausstellung mit öffentlich-rechtlichem Einfluss - soll vom 9. 6. bis zum 16. 9. 2012 stattfinden.

Trotz des Erstarrens/Verharrens der documenta-Institution im monokratischen, rückschrittlichen Kuratoren-Modell (One-man/woman-Show) ist positiv zu vermerken, dass beim ersten Treffen der d13-Kommission vorerst nur die Kriterien für die Auswahl des nächsten documenta-Leiters erörtert wurden: „Namen wurden noch nicht genannt." Da bedeutungslose Mittelmäßigkeit und Banalität den größten Teil der heutigen Kunst-Markt-„Kunst“ kennzeichnen, ist jetzt schon zu bedauern, dass es bei der d13-Chef-Suche keine Vorgaben bezüglich einer unzulässigen Kunstpolitik seitens der Geldgeber der öffentlichen Hand geben soll. Ein documenta-Macher darf wiederum mit unkontrollierbarer Macht der Kunstwelt „seinen persönlichen Stempel aufdrücken“ (vgl. BUERGELiade mit Trend zur Entkunstung).

Kritisiert wird der zunehmende Kunst-Dirigismus mit Dauer-Grenzerweiterungen früherer documentae. Vermag die d13-Findungskommission der weiteren Selbstauflösung der Kategorie Kunst einen Riegel vorzuschieben, so dass sich KUNST als Bildende Kunst autonom, selbständig, eigenständig auf einer documenta behaupten kann? D13-Kommissionsmitglied Kasper KÖNIG forderte früher einmal, dass für documenta-KünstlerInnen endlich ein „harter Qualitätsstandard“ her müsse; er ist auch für Kuratoren zu fordern. Wird sich Herr KÖNIG im Gremium durchsetzen?

Aus künstlerischer Perspektive ist eine DEMOKRATISIERUNG der Künstlerauswahl zu documenten zu erwirken (mit oder ohne Kuratoren-Modell): Für KünstlerInnen gilt es, eine heute oft institutionalisierte „Niedrig“-Kunst – eine staatlich geförderte (absurde oder banale, „arme“) Anti-Kunst, Nullform-Kunst (siehe Ferran Adrià: Kochen/Essen-NICHT„Kunst“-Beispiel) – endlich zu entmachten, d. h. eine zulässige Kunstpolitik durchzusetzen! Geeignete sachkundige Mitglieder der Findungskommission sollten dem zukünftigen d13-Chef als Berater zur Verfügung stehen.

PS.: Der Autor hat in Essays und in einem Buch zur d12 vorgeschlagen, dass auf documentae die monokratischen Entscheidungen Einzelner, die bestimmen, was ausgestellt wird, durch die Entscheidungen vieler zu ersetzen sind (Mehrheitskonsens). Die Zeit sei nach der d12 reif für ein verfassungsrechtlich unproblematisches pluralistisches Modell: mit weitestgehend entsubjektivierten „demokratischen“ Beschlussfassungen in einem Gremium-Modell mit neuer Institutionalisiertheit: Modell-Vorschlag „Hessische documenta Akademie“ – „Hessian documenta Academy (HdA)“; (vgl. www; Googeln).        

Ergänzung/Kommentar

Werner Hahn am 07.07.08 in DIE ZEIT COMMUNITY Online:


DOCUMENTA-13 traumhaft: DEMOKRATISIERUNGs-Vorschlag der „Kunstzeitung“

Im Traum erschien Karlheinz SCHMID von der KUNSTZEITUNG der Vorschlag „Findungskommissare als Kuratoren“: Zuletzt habe so manch/r documenta-Leiter/in mit bildender Kunst „mehr eigene Visionen und Reflexionen illustriert, als der Kunst selbst jenen Atem zu geben, den eine Ausstellung braucht“. Seines Erachtens wurde seit der d10-DAVID-documenta bis zur BUERGELiade (d12) „fleißig daran gearbeitet der Liebe (zum Kunstwerk) den Garaus zu machen.“ Über „diffuse Theorien und einen höchst eigenen, meist nicht erweiterten, sondern oft aufgeweichten Kunstbegriff“ trugen DAVID-ENWEZOR-BUERGEL/NOACK zu einer Auseinandersetzung mit Kunst bei, die sich heute „nur noch in einem (Markt)Kriterium“ äußert: „Was teuer ist, gilt als gut; basta!“ Doch „basta ist gar nichts“ konstatiert KZs-Chef SCHMID. Der ehemalige ART-Redakteur – derzeit Kritiker und Mitherausgeber der in Deutschland erscheinenden „Kunstzeitung“ – spekuliert in der KZ (Nr. 143/Juli 2008, S.7) darüber, wen die documenta-Findungskommission in diesem Sommer auffordern wird, für die documenta 13 im Jahr 2012 ein künstlerisches Konzept vorzulegen; hinter „Insider-Kulissen“ des Kunstbetriebs werde emsig getuschelt – SCHMID nennt 5 Namen. Der Kunstzirkus-Kenner macht sich zum Problemfeld Kunst gerne Gedanken. Der Chefredakteur äußert sich zur Frage, wem die Findungskommission es zutraut, die „richtige Kunst“ zur d13 zu präsentieren – „Was aber ist richtig, und wer ist der oder die Richtige?“ – lesenswerte Zeilen mit Fragen, die d13-Fans&Kritiker interessieren könnten. Ende 2008 sei zu erwarten, dass bei der Entscheidung über die „künstlerische Leitung“ zu d13 (Kurator/Kuratorin) durch die Findungskommission nicht „plötzlich ein Heilsbringer vor uns steht, der alle und alles glücklich macht“. Vergleichbar und analog zur Entdeckung des KEKULEschen Sechsecks ( Konstitution des Benzols; Kekulés Traum zur Benzolformation) beschreibt SCHMID seine Vision zur d13: „Hört auf, nach einem Solisten zu suchen“, so „muss es mir kürzlich nachts (…) entfahren sein: „Ihr werdet ihn oder sie nicht finden“ – „als letztes Bild, Sekunden vor dem Erwachen, sah ich das Gruppenfoto der aktuellen Findungskommission, anlässlich des ersten Gremiumstreffens in Kassel entstanden.“ (Das Foto – mit LEIFELD&HILGEN – ist zu sehen a.a.O.; W.H.) SCHMID weiter: „Prompt gingen mir die Augen auf; aber ja doch, warum eigentlich nicht diese hochkarätige Findungskommission selbst gemeinsam als Kuratorenteam der documenta 13? Warum nicht diese nun ohnehin in Kassel mit der d13 beschäftigte Experten-Jury dank ihrer Kompetenz engagieren, 2012 kollektiv zu zeigen, was die Kunst weltweit treibt? Das macht, alles in allem, ungefähr 235 Jahre Erfahrung im Inszenieren von Ausstellungen. Wir wären wirklich bescheuert, wenn wir uns diese großartige Möglichkeit entgehen ließen. (…) Allein Kittelmann oder König: Wären diese beiden deutschen Super-Stars nicht längst fällig gewesen, eine documenta zu leiten? Kittelmann und König nun im Kanon mit den anderen sieben Global Players – ich höre und sehe diese documenta schon vor mir. Ein wahres Fest für die Sinne und die Kunst! Zu neunt könnten sie auftrumpfen, das – ach, natürlich, das ist die Lösung!“ Und „es soll niemand sagen, dass das unrealistisch sei (…).“ „Warum also nicht, durchaus zeitgemäß, mit einer Mannschaft/Frauschaft antreten, die zwangsläufig auch durch die notwendige Abstimmung höchste Transparenz in die Entscheidungen für die Künstler-Auswahl 2012 bringen würde? Lassen wir die neuen Findungskommissare selbst ihre Konzepte schreiben, die sie eigentlich von anderen anfordern sollen! Lassen wir sie – am besten in einem öffentlichen Verfahren – ihre Meinungen austauschen und die Basis für die documenta schlechthin schaffen, für eine Ausstellung, die wieder von Liebe kündet!“

Anmerkung: Karlheinz SCHMID ist ein „ausgewiesener Kenner der Szene“. Als Herausgeber der kostenlosen (über Anzeigen finanzierten Publikation; seit 1996) „Kunstzeitung“ und des „Branchenbrief Informationsdienst Kunst“ ist „sein Wissen um Geschichte, Regeln und Netzwerke der Kunstszene und des Marktes“ zu loben; es sei „enorm“ – so zu lesen in art.net (Stefan KOBEL, 16.01.08 artnet Magazin). Die KZ erscheint bei lindinger-schmid.de; leider sind Online ebenda bis heute keine Artikel der KZ zu lesen; Kommentar-Möglichkeiten Online gibt es (bisher) nicht; lediglich per e-mail kann man seine Meinung äußern.